Anekdoten und Geschichten aus Palmbach

"Das Ständchen" - Die Jugendstreiche des Walter Reinhard Tron (2)

Singstunden sind ja nicht nur zum Singenlernen da, sondern auch, um nach der Singstunde noch gemütlich zusammen zu sein, ein Gläschen Bier oder Wein zu trinken und auch das Gelernte zum besten zu geben. Hält man sich dabei auch noch an die Polizeistunde

und geht ruhig nach Hause, dann ist alles in bester Ordnung. Doch meistens kommen die besten Gedanken immer in den letzten Minuten vor dem nach Hause gehen. Warum das so ist konnte bis jetzt noch niemand ergründen.

So war es auch an jenem Samstagabend nach der Singstunde. Der Ortsdiener Bertsch hatte mal wieder sein ,,Feierabend" gebrüllt. Die meisten gingen auch sofort nach Hause. Nur ein Teil der ,,Clique" mit dem hochverehrten Dirigenten Reiser waren noch da und wollten Walters Leibstückchen ,,Nun leb wohl, du kleine Gasse" singen. Auf Vorschlag sollte das Lied als Ständchen vor Walters Elternhaus gesungen werden. Damit aber beim Anmarsch keine Ruhestörung gemacht wurde, zog man vorsichtshalber schon auf der Lamm-Treppe seine Schuhe aus. Der Marsch zu Walter's Elternhaus war zwar nicht weit, doch wegen des vorher niedergegangenen Regens nicht sehr angenehm. Das Liedchen wurde gesungen - zuerst ganz Piano - doch beim dritten Vers hatte auch der sonst so gefürchtete Dirigent keine Gewalt mehr über seine Sänger. Mit voller Lautstärke und Inbrunst wurde gesungen! - Doch das Auge des Gesetzes wachte und stellte sich auch ein.

Obwohl sich niemand in seiner Nachtruhe gestört fühlte, bekam jeder zum Andenken einen Strafzettel wegen Ruhestörung und von den kalten und nassen Füßen einen Schnupfen.


Quelle: Diese Geschichten sind entnommen aus der Denkschrift "Vom Schumacher zum Fabrikant" zum 60. Geburtstag des Palmbacher Ehrenbürgers Walter Reinhard Tron. Sie ereigneten sich in Palmbach in den Jahren ca. 1920 - 1925