Ansichtskarte Grünwettersbach um 1900

Schöne alte und neue Ansichtskarten aus Palmbach und Grünwettersbach

In der Zeit um 1875 wurden in Deutschland die ersten Ansichtskarten gestaltet und verschickt. Von unseren Orten wurden bereits vor 1900 Ansichtskarten gedruckt. Mehrere Ansichtskarten aus Grünwettersbach sind um die Jahrhundertwende bekannt. Bis heute wurden über fünfunddreißig verschiedene Grünwettersbach Ansichtskarten gedruckt und in Umlauf gebracht.

 

Ansichtskarte aus Palmbach um 1900

Ansichtskarte Palmbach um 1910


Folgender Text wurde entnommen aus dem Buch „Grüße aus Langensteinbach – Ein Postkarten-Bilderbogen“

 

Zur Geschichte der Ansichtskarte

Aus dem historischen Kalender des Lahrer Hin­kenden Boten, 1995, S. 34, von Adolf Nitsche:

Es ist so einfach und selbst­verständlich, eine Ansichts­karte oder eine Postkarte zu schreiben, aber diese Mög­lichkeit musste erst erfunden werden. Auf die Idee mit der Postkarte kam der General­postmeister Heinrich von Ste­phan. Er führte die Postkarte sofort amtlich ein, obwohl er wusste, dass man ihr zu diesem Zeitpunkt keine große Bedeu­tung entgegenbrachte.
Namentlich bei den "besseren Leuten" galt es als unfein, "nur" Postkarten zu schrei­ben. Man scheute sich, Mit­teilungen zu verschicken, die auch andere lesen konnten. Die Postkarte setzte sich dennoch schnell durch, denn im deutsch - französischen Krieg 1870/71 erkannten die Soldaten schnell den Wert der "Feldpostkarten", die ihnen unentgeltlich für kurze Grüße in die Heimat zur Verfügung gestellt wurden.

Ansichtskarte Grünwettersbach um 1900War die Einführung der Post­karte trotzdem reiflich über­legt worden, so verdankt die erste Ansichtskarte ihre Entstehung mehr oder weni­ger einem Zufall.
Der Verleger und Buchhänd­ler Schwarz aus Oldenburg hatte die Vorzüge der Post­karte sofort erkannt. Er be­nutzte sie trotz der Vorurteile, die noch vorherrschten.
Beim Ausbruch des Krieges 1870/71 befanden sich seine Schwiegereltern zur Kur in Marienbad. Sie wollten sofort nach Hause zurück, aber in dem Durcheinander, das durch die Truppentransporte entstand, kamen sie nur bis nach Magdeburg. Sie benach­richtigten ihren Schwieger­sohn, der ihnen einen humo­ristischen Trost in Versen zuschicken wollte. Er be­nutzte dazu eine Postkarte, die er in seiner Druckerei schrieb. Zufällig hatte er dabei vor sich auf dem Schreibtisch das Klischee eines Artilleristen liegen, das gerade für ein Flugblatt her­gestellt worden war.
Während des Schreibens packte Schwarz der Humor. Er druckte das Klischee des Soldaten, sozusagen als Symbol des Krieges, auf die Postkarte.

Auf diese Weise entstand die erste Ansichtskarte. Der Ver­leger Schwarz fand allerdings nicht sehr schnell Nachahmer. Man beachtete seinen Einfall kaum, lediglich er selbst hatte Gefallen daran gefunden. So verschickte er für seinen eigenen Korrespondenzbedarf immer mehr Postkarten, auf die er verschiedene Motive gezeichnet oder gedruckt hatte.

Im Herbst 1875 brachte er dann die erste Serie von gut gearbeiteten Ansichtskarten in den Handel. Wie bei jeder Neuerung, so erwuchsen auch hier Schwierigkeiten. Es fan­den sich zwar Kunden, die die Idee des Buchhändlers zwar nett fanden und die An­sichtskarten kauften, aber es gab amtliche Stellen, die sich weigerten, solche "Spielerei­en" zu befördern. Allmählich erklärte sich die Post dann bereit, die ersten Ansichts­karten ohne Einschränkung weiterzuleiten.

Danach war der Siegeszug der Ansichtskarte nicht mehr aufzuhalten, zumal auch der Fotograf Alfons Adolph aus Passau, der eine ähnliche Idee hatte, die Postkarten des Buchhändlers Schwarz durch "Fotopostkarten" erweiterte und sie noch volkstümlicher machte.

Es entwickelte sich eine große Ansichtspostkarten­industrie, immer wieder neue Motive schmückten die Post­karten. Reproduktionen be­rühmter Gemälde, lustige Zeichnungen, Landschaften, Stillleben, Sprüche - die An­sichtskarte war für alles geeignet. Schon um die Jahrhundert­wende sprach man von einer Ansichtskarten-Epidemie.

Es gab schon einen Vorläufer der Ansichtspostkarte. In einem Album aus dem Jahre 1806, einem sogenann­ten Stammbuch mit Blättern aus Kupferdruckpapier, lässt sich unschwer die erste Idee der Ansichtskarte erkennen. Der Verleger Wiederhold in Göttingen war auf den Ge­danken gekommen, von den Hauptstädten und den sehens­würdigen Punkten Deutsch­lands eine größere Serie Bilder, etwa in der Form unserer heutigen Postkarten, in der Art anfertigen zu lassen, dass auf ihnen Raum zum Beschriften frei blieb. Diese Karten wurden in den betreffenden Städten dann als Stamm- oder Gedenkbuch­blätter verkauft. Die Käufer aber sandten sie auch entfernt wohnenden Freunden und Verwandten mit einer Wid­mung durch die Pferdepost, allerdings in einem Um­schlag, zu.

Text entnommen aus „Grüße aus Langensteinbach – Ein Postkarten-Bilderbogen“ Herausgeber: Ortschaftsrat Langensteinbach. Zusammengestellt von Hildegard Ried. 1996